Blue Note @ 75
Am Dienstag abend, dem kältesten 7.1. seit 1896, war ich nur mit dem Taxi unterwegs. Bei Temperaturen noch unter -20 Grad war an Ubahn oder Fußweg nicht zu denken. Deshalb waren die Clubs wahrscheinlich auch relativ leer. Janis Siegel präsentierte im Iridium an der 51. Straße Songs aus ihrem aktuellen Album “NightSongs”. John DiMartino am Klavier, Boris Kozlov am Bass und Vince Cherico am Schlagzeug begleiteten die langjährige Sängerin von The Manhattan Transfer, die seit Mitte der 80er Jahre auch solo unterwegs ist. Sehr gelungen waren ihre Ausflüge nach Brasilien und Kuba mit den very special guests Nanny Assis und David Oquendo.
Zu später Stunde traf ich im Birdland auf Peter Eldridge, der das erste Set seiner Kollegin Lauren Kinhan besuchte. Lauren feierte die Veröffentlichung ihrer neuen CD “Circle In A Square” mit eigene Songs, die teilweise sehr soul- und Gospelorientiert angehaucht waren und perfekt zu ihrer warmen Stimme passten. Bei zwei Songs war der legendäre Bassist Will Lee auf der Bühne.
Heute mittag ging es dann in die St. Peter’s Church, wo ich unseren guten Freund Peter Levy traf, um ein Konzert von Daryl Sherman und Bassist Boots Malleson anzusehen. Daryl war aussergewöhnlich gut drauf und hat wie immer ganz obskure Songs ausgepackt, die noch nie ein Mensch zuvor gehört hat. Just kidding.
Der Abend stand ganz um Zeichen des 75. Geburtstages des Blue Note Labels, das Ende der 30er Jahre vin dem Berliner Alfred Lion gegründet wurde. Einige aktuelle Künstler des Labels waren in der Town Hall auf der Bühne, um dieses Ereignis entsprechend zu feiern. Die beiden Pianisten Jason Moran und Robert Glasper bestritten den ersten Teil des Abends und gaben einen ausgesuchten Querschnitt des Labels zum besten, wobei beide immer wieder die großen Erfolge von Horace Silver oder etwa Herbie Hancock als Zitat unterbrachten im Mix mit aktuellen Songs aus dem Blue Note Repertoire. Jeder wechselte zwischenzeitlich auch an ein perfekt gewartetes Fender Rhodes.
Im zweiten Teil kamen dann Alan Hampton (Bass), Eric Harland (Drums), Ravi Coltrane am Sax und Sänger Bilal dazu und spannten den Bogen weiter mit Stücken von Ornette Coleman, Thelonious Monk (“Criss Cross” genial abgeliefert von Bilal), Andrew Hill und einem hinreißenden Arrangement von “Body and Soul”. Alle waren mit großem Spaß bei der Sache und trugen dazu bei, nach dem Blue Note Konzert hier in der Town Hall in den frühen 80er Jahren, als das Label von Bruce Lundvall wieder zu neuem Leben erweckt wurde, das Erbe dieses wohl wichtigsten Jazzlabels in die Zukunft zu tragen.
Am Donnerstag und Freitag dann mehr von der im Hilton Hotel stattfindenden JazzConnect Konferenz.
Matthias Kirsch