„Jumaa spielt im Prachtwerk, möchtest Du hin?“. „Klar“, höre ich mich sagen.
Wer bitte? Wo bitte?
Naja, was solls – hin da.
Ich fahre also ins tiefste Neukölln, suche den Laden und finde einen der angenehmsten Veranstaltungsorte, den ich seit langem betreten habe. So far so good.
Ich bestelle noch schnell einen Kaffee. Cappuccino: 2,50 Filterkaffee: 3,50.
Moment!, ist das hier einer dieser australischen Hipster-Läden, die denken der Filterkaffee sei die Erfindung der Nuller-Jahre? Meine Oma hat mir meinen ersten Kinderkaffee (sehr wenig Kaffee, sehr viel Milch, unglaublich viel Zucker) mit einem Melitta 102er Porzellan Filter aufgebrüht… Ich nehme einen Weißwein, danke.
Vor einem grasgrünen Vorhang stehen ein Kontrabassist, ein Gitarrist und ein stattlicher Mann mit einer zarten Querflöte. Sitzend: der Schlagzeuger und Jumaa himself, im Zentrum der Bühne, hinter den Keys. Letzterer in Anzug mit Hut und Fliege, um den Hals eine lange rote Kette und dazu passendem Armband – klassisches Schmuck-Twinset halt.
Die Band gewinnt mich innerhalb der ersten zwei Takte – ok, die könnens!
Und der Bandleader? Davon, dass er tolle Arrangements schreibt, konnte ich mich kurz vor dem Konzert bei Soundcloud überzeugen, aber kann er auch live?…
Ja, er kann! Und er kann mit noch viel mehr Wumms und Herz als ich vermutet hatte. Das nennt man wohl Rampensau – im positiven Sinne. Jumaa weiß nicht nur was er macht, er bringt es auch. Präzise und vor allem mit Seele. Seine Stimme gleitet auf Bögen bis hin ins Falsett und bettet sich ein in die Musik.
Vor dem nächsten Lied sagt er: „Den Song kann man als Liebeslied verstehen. Aber wenn ihr ihn anders verstehen wollt, auch gut. Macht damit was ihr wollt!“ Und kurz darauf: „Guys, aber aufstehen müsst ihr schon, das ist hier jetzt kein Sitzsong!“
Das klatschen zum Song muss noch kurz geprobt werden. Auf eins und drei groovt es eben nicht (auch wenn wir Deutschen immer wieder versuchen, ganz fest daran zu glauben).
Nach dem Konzert denke ich mir, das mit dem Filterkaffee ist jetzt halt angesagt und Jumaa hat es verdient auch angesagt zu sein. Er ist modern und frisch, hat was drauf und schenkt dem Publikum sein Herz. Und wenn Sie mir nicht glauben, dann hören Sie doch selbst: www.jumaa.net
Und jetzt mach ich mir erst mal einen schönen Kaffee…
Alexandra Meyer