In Musik

Nicht schlecht! Anstatt eines überzeugten „gut“ ist ein nüchternes „nicht schlecht“ hierzulande die höchste Form des Lobs, erklärt Bandleader Jörg Vollerthun in seiner gewohnt ironischen Art. Nicht schlecht, das war – so erzählt er – die schweißtreibende Leistung des Schlagzeugers Friedmann bei einem ihrer letzten Konzerte während des Songs „Sing, Sing, Sing“.

Der Swing-Klassiker von 1936 ist definitiv ein Highlight des Auftritts der German Trombone Vibration bei The Orange Room und steht stellvertretend für die Marschroute, die die Band von Beginn an vorgibt: ungezügelte Spielfreude und Lust an der Musik, um das Publikum zu unterhalten und mit guter Laune anzustecken. Sie präsentieren pures Entertainment ohne verkopfte Singer-Songwriter-Attitüde, was hervorragend ankommt.

Keine Gefangenen machen

Von Anfang an wird ein Tempo und eine Energie an den Tag gelegt, dank der sich bereits die erste Hälfte ihres Auftritts wie ein komplettes Konzert anfühlt, was umso erstaunlicher ist, da es sich bei der German Trombone Vibration sozusagen um die kleinste Big Band der Welt handelt. Denn anstatt einer zweistelligen Anzahl von Musikern stehen bei der Berliner Combo gerade einmal fünf Instrumentalisten auf der Bühne: neben Schlagzeug und Bass nicht weniger als drei Posaunen. Die Gefahr vor Muskelkater im Gesicht und Kurzatmigkeit während der Ansagen schreckt die Bläser aber nicht davor zurück, auch die großen Big-Band-Nummern wie Glenn Millers „In The Mood“ voller Inbrunst überzeugend darzubieten.

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Neben bekannten amerikanischen Standards präsentiert die German Trombone Vibration auch deutschsprachige Stücke der Nachkriegszeit, deren humorvolle Texte von der Sängerin Annita Hopt intoniert werden, die mit ihrer Stimme den augenzwinkernden Charme der ’50er Jahre hervorragend trifft. Darüber hinaus spielt die Band auch die ein oder andere Coverversion bekannter Popsongs, zum Beispiel von den Jackson 5 oder Pharrell Williams’ „Happy“.

Vergnügen bereiten

Vielleicht fast „Happy“ die Haltung der German Trombone Vibration am besten zusammen. Es geht ihnen um Spaß und Freunde an der Musik. Sie wollen das Publikum erfreuen und zu zeigen, dass Jazz und Swing keine trockene Angelegenheit sein muss. Denn das einzige, was an diesem Abend trocken ist, ist Jörgs Humor.

Als kleinste Big Band der Welt beweist die German Trombone Vibration, dass es nicht auf die Größe ankommt. Wahre Größe definiert sich nicht über die Quantität, sondern über die Qualität. Und in diesem Sinne waren sie nicht schlecht!

Benny Krüger

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