Was das A Trane kann, kann kaum ein anderer Jazz Club: die Zuschauer und die Musiker ganz nah zueinander bringen (schreibt Alexandra Meyer).
Und so ist es auch bei den Konzerten des Roy Hargrove Quintets. Der Raum bis zum letzten Stehplatz gefüllt, die Musiker Roy Hargrove (tp), Justin Robinson (sax), Sullivan Fortner (p), Ameen Saleem (b) und Qunicy Phillips (dr) zum greifen nah.
Es wird kein Wort gesprochen, keine Ansage gemacht – es wird gespielt.
Trotzdem scheint die Band miteinander zu kommunizieren und von Zeit zu Zeit einen musikalischen Scherz von sich zu geben, denn ab und an geht ein Lächeln über die Gesichter der Musiker und kurz darauf über die Gesichter der Zuschauer. Musik bedarf eben keiner Worte.
Hargrove`s Augen sind fast immer geschlossen hinter der roten Plastik-Sonnenbrille, sein Kopf wippt kaum merklich im Takt. Im linken Ohrläppchen trägt er den kleinen Ohrring, von dem ich mir einbilde, er solle ihn an seine Anfänge und sein Debutalbum Diamond In The Rough erinnern.
Der Saxophonist spielt so schnell, dass man grad noch so die einzelnen Töne und Linien hört, bevor sie zu einem Ton verschmelzen und der Schlagzeuger wechselt so oft den Rhythmus, dass ich den Versuch mitzuzählen, um zu verstehen was er da macht, sehr schnell wieder aufgebe.
Nach dreieinhalb Stunden hat jeder Mann auf der Bühne bewiesen, dass er an seinem Instrument zu einem der Besten weltweit gehört.
Nachdem sich das A Trane leert, kommen die Musiker raus aus ihrem Backstage Bereich. Quincy Phillips setzt sich ans Piano und spielt wie zum Hohn auch an diesem Instrument ziemlich, ziemlich gut. Es geht weiter, weiter mit der Musik, mit dem Gefühl hier Jazz nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren. Die Kellnerin kommt zu mir und sagt: Gestern gings bis 6. Ich gehe um 3, beseelt und sehr, sehr müde.