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Heute morgen ging es schon früh los an der 86th Street, wo ein Bus rausfährt nach Long Island, in die Hamptons bis nach Montauk.

Hier lebt seit über 30 Jahren Randy Brecker. In East Hampton holt er mich ab und wir machen zunächst eine kurze Stadtbesichtigung mit dem Auto – er zeigt mir, wo hier die ganzen fetten millionenschweren Villen stehen, in denen etwa Steven Spielberg oder die Clintons den Sommer verbringen. Zum Glück ist die Saison vorbei, am Strand ist nicht mehr viel los. Hurricane Sandy hat auch hier letztes Jahr gewütet und die Schäden sind teilweise immer noch zu sehen.

Zuhause erwartet uns seine Frau, die aus Norditalien stammende Saxofonistin Ada Rovatti. Die beiden haben hier draußen ein richtig gemütliches Haus mit Garten, Pool und Blick in den Wald. Auf der Terrasse erzählt mir Randy mehr über sein neues Album “The Brecker Brothers Band Reunion”, in Deutschland erhältlich ab dem 15.11.

Er erzählt mir auch, wie furchtbar die letzten Jahre mit seinem Bruder Michael waren, bis er Anfang 2007 an Leukämie starb. Randy ist zum Glück wieder schwer beschäftigt und fliegt noch am Samstag nach Deutschland zu einer Tour. Übrigens versucht auch er wie alle anderen Musiker, die in Europa touren, wenn es irgendwie möglich ist, den völlig unorganisierten und einfach nicht funktionierenden Flughafen in Heathrow zu meiden.

Auch mit Ada unterhalte ich mich über Frauen im Jazz, die Saxophon spielen. Mit der gerade mit dem Thelonious Monk Competition Award ausgezeichneten Melissa Aldana sieht sie die Frauen im Jazz, im instrumentalen Jazz, auf jeden Fall auf dem Vormarsch.

Ada hat für uns ein wunderbar schnörkelloses, italienisches Mittagessen zubereitet und wir unterhalten uns über ihre 4jährige Tochter Stella, über die Reiskammer Norditalien und über die alten Zeiten in Manhattan, wo Randy 46 Jahre lang gelebt hat. Hier draußen ist es vollkommen still und genau die richtige Umgebung, um zu arbeiten. Die beiden haben im Keller jeweils einen eigenen Proberaum, wo sie sich gegenseitig und die Nachbarn schon gar nicht, stören.

Randy drückt mir noch die vor kurzem veröffentlichte Box mit allen Brecker Brothers-Aufnahmen in die Hand und Ada ihre irisch-inspirierte CD, bevor die beiden mich wieder zum Bus zurückbringen und danach ihre Tochter abholen.

Kathy Kosins

Kathy Kosins

Ich komme genau richtig wieder in Manhattan an, um gleich zum Baruch College in die 25. Straße Ecke Lexington zu gehen, wo Kathy Kosins heute abend singt. Remember das ist die Frau, die wir in diesem Jahr zum ersten Mal nach Deutschland geholt haben zum airberlin Summer of Jazz ins Ellington Hotel. Kathy hat John Weber engagiert (der mittlerweile Marian McPartland abgelöst hat mit ihrer Sendung “Piano Jazz”) sowie Bassist Ben Wolfe, der zur Zeit der musikalische Leiter von Diane Schuur ist. Kathy ist in guter Form und bringt vor allem Songs aus ihren letzten beiden CDs, alle ganz anders interpretiert als beim Konzert in Berlin, wo sie noch einen Drummer dabei hatte. Tatsächlich ist sie auch noch so drauf und stellt mich von der Bühne aus dem Publikum vor….
Nach dem Konzert gehen wir gemeinsam und zusammen mit Roz Corral, die mich begleitet hat, Kathy’s Freundin April sowie Jeffrey und Beth, die einen Limousinenservice betreiben und hauptsächlich Celebrities durch die Gegend kutschieren, zu einem Italiener, den uns der künstlerische Leiter des Musikprogramms am Baruch College empfohlen hat. Es gibt schwarze Pasta mit Shrimps und Krebsen und Trüffelöl. Jeffrey und Beth sind so nett und bringen mich nach Hause. Es ist immer noch so warm in der Stadt, daß wir mit heruntergelassenem Verdeck nach Harlem fahren. Und dann lädt mich Jeffrey auch noch ein, mich am Montag mit einer seiner Limousinen zum Flughafen bringen zu lassen. Very nice crowd!

Morgen gibt’s wieder volles Programm: ich treffe Claire Daly, Veronica Nunn und Aaron Parks zum Interview (der übrigens gerade auf ECM eine CD herausgebracht hat, die die mit Abstand beste Solopiano-Platte ist, die ich seit Jahren gehört habe). In der Jazz Gallery feiert er spät am Abend den record release mit einem Konzert. Vorher gehe ich noch zu Benny Green ins Birdland.
Oder Renee Rosnes mit Steve Davis ins Dizzy’s? Ich komme schon durcheinander.
Und muß noch den Müll runterbringen!

Matthias Kirsch

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