Das letzte The Orange Room-Konzert im Jahr 2016 hielt gleich zwei Gründe zum Feiern bereit. Zum einen feierte JazzRadios Konzertreihe im Ellington Hotel an diesem Abend ihr zweijähriges Jubiläum. Zum anderen trat mit Michelle Daly nicht nur eine Künstlerin aus Irland, sondern auch eine professionelle Opernsängerin zum ersten Mal bei The Orange Room auf.

Daneben hatte auch Pianist Michael Edwards einen ganz persönlichen Grund zum jubilieren. Seine Eltern reisten extra aus Australien an, um den Auftritt ihres Sohnes mit Michelle Daly und Bassist James Banner zu verfolgen. Sie befanden sich dabei in bester Gesellschaft, war das Konzert doch ein weiteres Mal ausverkauft. Bereits zum Einlass um halb acht stand das Publikum Schlange. Bevor JazzRadio-Moderatorin Alexandra Meyer das Publikum begrüßen konnte, mussten noch die letzten freien Stühle gesucht werden, damit wirklich alle Zuschauer Platz nehmen konnten. 2016-12-16-20-04-03

The Great American Songbook

Dass Michelle Daly in der Oper zuhause ist, stellte sie mit den ersten vier Songs ihrer Setlist eindrucksvoll unter Beweis. Bereits mit den ersten gesungenen Worten präsentierte sie ihre imposante Stimme, mit der sie die Töne lange und kraftvoll hielt. Dabei kam sie zunächst gänzlich ohne Mikrofon aus. Auch die Gestik und Mimik zu ihrem Gesang entsprach zu Beginn eher einem Opernauftritt. Die Lieder der ersten Konzerthälfte entstammten dem Great American Songbook. Viele dieser Standards wurden ursprünglich für Opern und Musicals komponiert, wie Michelle Daly in ihrer Ansage erklärte und mit ihrer Stimme und mit den Gershwin-Liedern “The Man I Love” und “Someone To Watch Over Me” belegte.

Waren die ersten Lieder stärker von der Oper geprägt, gewann der Jazz ab der zweiten Hälfte des ersten Konzertteils die Oberhand. Den Anfang dazu machten die beiden Nummern “Night And Day” und “Let’s Misbehave” von Cole Porter. Die Leichtigkeit der Porter-Stücke übertrug sich unmittelbar auf die Band und das Publikum. Im Vergleich zu den etwas schwereren Balladen am Anfang hielt eine gewisse Coolness und Lässigkeit Einzug. Michelle Daly, die nun mit Mikrofon in der Hand sang, bewegte sich dementsprechend beswingt. Die Spielfreude war ihr und ihren Mitmusikern deutlich anzusehen. Die Zuschauer wussten dies zu goutieren. Vor allem das anschließende “Alexander’s Ragtime Band” von Irving Berlin wurde begeistert aufgenommen.

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Michelle Dalys Songbook

In der zweiten Hälfte des Konzerts nach der Pause dominierten dann Michelle Dalys Eigenkompositionen, die sie bisher auf ihrem Album “Melodramas” veröffentlichte. Der Wechsel von den Standards des Great American Songbooks zu ihren eigenen Stücken stellte dabei keinen Bruch im Konzert dar. Ob es daran lag, dass die Band die Klassiker als ihre Lieder zu interpretieren wusste oder dass Michelle Daly in der Tradition der Klassiker zu komponieren weiß, möge jeder für sich entscheiden.

Auf jeden Fall kamen Songs wie “Booty Call Girl” sehr gut an. Das bisher unveröffentlichte “In My Dreams” bestach durch ein stimmungsvolles, beinahe dramatischen Klavierintro. “It’s Okay” erinnerte an Cole Porter und transportierte erneut eine gewisse Leichtigkeit.

 

Der Versuch einer Zugabe

Nach dem letzten Lied ließ die Zugabe nicht lange auf sich warten. Ganz vorweihnachtlich wurde noch “White Christmas” zum Besten gegeben. Zumindest war dies der Plan. Jedoch scheiterte der erste Versuch, weil Michelle Daly zu schnell sang, wie sie charmant zugab.

Nachdem die Zugabe ohne weitere Zwischenfälle dargeboten werden konnte, wurden Michelle Daly, Michael Edwards und James Banner unter viel Applaus verabschiedet. Nach dem Konzert stand die sympathische Irin für Autogramme, Gespräche mit den Fans und gemeinsame Fotos an der JazzRadio Fotowand zur Verfügung.

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