Am 13. Oktober 2016 verstarb Bhumibol Adulyadej im Alter von 88 Jahren. Bhumibol war 70 Jahre lang König von Thailand und damit das am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt sowie der am längsten amtierende Monarch seines Landes. Die thailändische Regierung rief umgehend eine einjährige Staatstrauer aus. In den nächsten 30 Tagen hängen zudem sämtliche Flaggen auf Halbmast und es dürfen keine Feste gefeiert werden. Personen in staatlichen oder öffentlichen Ämtern wurde auferlegt, schwarz zu tragen.

König Bhumibol war für sein Volk mehr als nur die oberste Autorität Thailands. In einem politisch zerstrittenen Land, das seit Beginn dieses Jahrhunderts unter dem politischen Konflikt zwischen den sogenannten Gelbhemden und Rothemden zerrieben wurde, war er so etwas wie die letzte Konstante. Viele sahen in ihm geradezu die Verkörperung Thailands, auf die sich sogar verfeindete Lager einigen konnten.

Bhumibol überstand 17 sowohl erfolgreiche als auch gescheiterte Putsche. Er billigte sowohl den Staatsstreich 2006 als auch die seit 2014 bestehende Militärjunta. Im Laufe seiner Regentschaft unterschrieb er zahlreiche Verfassung und ernannte dutzende Regierungschef.

 

Künstlerisches Multitalent

Abseits des politischen Geschehens erwies sich Bhumibol als kulturell interessierter und künstlerisch vielseitig begabter Mensch. Er verbrachte seine Zeit als Maler, Funkamateur, Segler, Fotograf, Schriftsteller und Musiker.

1967 gewann er eine Goldmedaille im Segeln bei den Südostasienspielen. Wenn er durch Thailand zog, um sich über die Lebensbedingungen seines Volkes zu informieren, hatte er stets eine Kamera dabei. Über einen Straßenhund, den er einst bei sich im Palast aufnahm, schrieb er ein Buch.

Doch seine vielleicht größte Leidenschaft galt der Musik und speziell dem Jazz.

 

Musikalische Anfänge

Der am 5. Dezember 1927 in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts geborene Bhumibol verbrachte seine Schul- und Studienzeit im schweizerischen Lausanne. 1942 entdeckte er den Jazz für sich. Ermutigt von seinem älteren Brüder und Amtsvorgänger lernte der junge Bhumibol, Saxophon zu spielen. Später sollte er ebenso die Klarinette und die Trompete beherrschen.

1946 begann Bhumibol eigene Lieder zu komponieren. Ehe er in jenem Jahr seinem damals verstorbenen Bruder auf den Thron folgte, konnte er vier Stücke vollenden. Die erste musikalische Eigenkreation des 18-jährigen Bhumibols trug den Titel “Candlelight Blues”. Es folgten “Love at Sundown”, “Falling Rain” und “Near Dawn”.

Bezüglich “Falling Rain” erklärte der König in einer Rede von 1981:

“I became inspired while I was listening to music on the radio. I felt the music in my head sounded better, so I turned off the radio and scribbled it down on a piece of paper. I remember that it was in May. People liked that song. They said it was beautiful. I felt overjoyed.”

Inspirieren ließ sich Bhumibol von seinen Lieblingskünstlern, zu denen unter anderem Louis Armstrong, Sidney Bechet und der Altsaxophonist des Duke Ellington Orchesters Johnny Hodges zählten. Als Sopransaxophonist war der König stilistisch dem Dixieland und dem New Orleans Jazz nahe.

 

Eigene Band und eigene Radiostation

Nach seiner Ernennung zum König und der Rückkehr nach Thailand 1950 gründete Bhumibol eine eigene Jazzband, mit der er im Palast spielen konnte. Seine Combo trug den Namen Wong Lay Kram, was auf Englisch soviel wie The Vintage Band bedeutete.

Zwei Jahre später erhielt der König die Möglichkeit, seine eigene Radiostation aufzubauen. Hier präsentierte er den Zuhörern ein Unterhaltungs- und Informationsprogramm. Zudem trat Wong Lay Kram wöchentlich im Radio auf. Mit der Zeit wechselte die Besetzung und die Band wurde in die Au Sau Wan Suk Band umbenannt. Die neue Band trat jeden Freitagabend live im Radio auf und nahm gelegentlich Hörerwünsche entgegen. Der König und seine Musiker spielten vor allem Swing im Stile der Big-Band-Ära, wie zum Beispiel Glenn Millers “In The Mood”.

Von der ursprünglichen Besetzung blieben nach all der Zeit lediglich der König und der Pianist Manrat Srikaranonda übrig. Noch bis zum Beginn der 2000er – mit beinahe 80 Jahren – trafen sie sich regelmäßig im königlichen Sommerpalast, um gemeinsam zu jammen.


Internationale Anerkennung als Musiker

1956 spielte Bhumibol gemeinsam mit Benny Goodman im Ambara Thronsaal in Bangkok. Vier Jahre später, während eines Staatsbesuch in den USA, trafen sich beide erneut und jammten gemeinsam bei Goodman daheim in New York. Im Rahmen eines Staatsempfangs in Honolulu im selben Jahr, bot Bhumibol auf Wunsch des hawaiianischen Gouverneurs zwei Stücke auf der Klarinette dar.hmking8-2013Während eines Staatsbesuchs 1964 in Österreich ernannte die Hochschule für Musik und Darstellende Künste in Wien den thailändischen König zum Ehrenmitglied. Bhumibol war damit der erste asiatische Komponist überhaupt, dem diese Ehre zuteil wurde.

Bhumibols Kompositionen wurden von verschiedenen internationalen Künstlers neu interpretiert, so zum Beispiel vom Madrider Klassikorchester. Les Brown & His Band of Renown spielten die Lieder des Königs 1996 neu ein. Diese Neuaufnahmen dürfen jedoch nur in Thailand gespielt werden. Im selben Jahr widmete sich zudem ein Dokumentarfilm dem musikalischen Schaffen des Königs.

 

Musikalisches Vermächtnis

Alles in allem komponierte Bhumibol 48 Lieder. Neben Jazz finden sich darunter auch Märsche, Walzer und patriotische Stücke.

Stets erlaubte er die Nutzung seiner Werke für öffentliche Veranstaltungen, zum Beispiel bei einem Spendenkonzert für die thailändische Anti-Tuberkulose Gesellschaft oder bei einer Versammlung des nationalen Hühnerzuchtverbandes. Den Song “Smile” schrieb der König eigens für eine Blindenschule.

Nach seinem Tod wird Bhumibol neben seinem politischen Vermächtnis und seiner Familie ebenso ein musikalisches Oeuvre für die Nachwelt hinterlassen.

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